Der Teilchenbeschleuniger

Das Autohaus Seeger aus Tübingen hat mit zwei Regalliftsystemen von Hänel die Teilelogistik optimiert. Neben einer deutlich schnelleren Kommissionierung profitiert der Kfz-Betrieb auch noch durch einen Platzgewinn.

In dem über 26 Kilometer langen Ring im Schweizer Kanton Genf beschleunigt die europäische Organisation für Kernforschung Protonen beinahe auf Lichtgeschwindigkeit. Zwar deutlich langsamer, aber im Vergleich zu vorher auch deutlich beschleunigt bringt das Autohaus Seeger bestimmte Teile aus dem Ersatzteillager zur Ausgabe. Das Herzstück der Beschleunigung ist kein 26 Kilometer langer Ring, sondern es sind zwei etwa sechs Meter hohe Regalsysteme der Firma Hänel. Darin hat der Mercedes-Händler aus Tübingen rund 40.000 oft benötigte Kleinteile untergebracht. Die Kommissionierung eines Werkstattauftrags nimmt im Vergleich mit einer zuvor benutzten zweigeschossigen Regalanlage deutlich weniger Zeit in Anspruch.

„Mit den Lagerliften sparen wir uns rund fünf Minuten“, sagt Geschäftsführer Martin Häcker. Bei einem jährlichen Durchsatz von 12.000 Fahrzeugen komme hier einiges zusammen. Der Zeitvorteil entsteht unter anderem dadurch, dass der Lagerist viele der benötigten Teile an einer zentralen Stelle beziehen kann und sich das Treppensteigen oder längere Laufwege durch das Lager spart. Die Ersatzteile sind im neuen Regal auf verschiedene Container verteilt. Der Lagerist gibt über das Bedienpanel an, welche Teile er für den Auftrag benötigt, und das System transportiert die Container dann automatisch zum Entnahmefenster. Häufig genutzte Container lagert das System automatisch näher an der Entnahmestelle ab. Das System weiß auch, wenn Ersatzteil A nur mit Teil B ausgeliefert werden kann, und bereitet den entsprechenden Container im Hintergrund zur Entnahme vor. Zudem spart der Lagerist durch den zentralisierten Lagerort auch bei der Einlagerung wertvolle Zeit.

Ins Bestellsystem eingebunden

Das System zählt außerdem Bestände automatisch mit. So lassen sich Null- bzw. Blindbestände verhindern. Dank einer Schnittstelle zum Dealer-Management-System (DMS) des Autohauses Seeger konnte das Lagersystem ohne Problem integriert werden. „Wir haben individuelle Mindestmengen bestimmt. Sind dieser erreicht, wird automatisch nachbestellt“, sagt Martin Häcker. Individuell lässt sich auch die Größe der Lifte bestimmen, die an die Kundenwünsche und die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Die Installation wird im Wesentlichen ohne größere Baumaßnahmen und innerhalb von zwei bis drei Tagen erledigt. Im Autohaus Seeger musste allerdings aufgrund einer Unterkellerung am Aufstellort die Bodenplatte mit zwei Stahlträgern verstärkt werden. Insgesamt hat das Autohaus Seeger etwa 100.000 Euro in die Lifte investiert. Hinzu kommen jährliche Kosten von  500 Euro für eine Sicherheitswartung. „Das ist viel Geld. Aber die Investition lohnt sich langfristig“, sagt Martin Häcker. Durch die Zeitersparnis kann das Unternehmen beispielsweise auf einen zusätzlichen Lagermitarbeiter verzichten, und die Rüstzeiten in der Werkstatt sinken. Der Hersteller Hänel spricht davon, dass sich die Regale in den meisten Fällen nach zwei Jahren amortisiert haben.

Räder- statt Teilelager

Das Regal bietet dem Kfz-Unternehmer aber nicht nur Vorteile in Sachen Geschwindigkeit, sondern auch hinsichtlich des Platzbedarfs. Durch die hohe Raumnutzung der Lifte konnten rund  220 Quadratmeter reine Lagerfläche auf einer Standfläche von 20 Quadratmetern untergebracht werden. So ist viel Fläche frei geworden, die Häcker dazu genutzt hat, sein Reifenlager zu zentralisieren. Dort finden jetzt gut  900 Kundenräder Platz. Diese waren zuvor teilweise in einem angemieteten Außenlager untergebracht, das jetzt aufgelöst werden konnte. Das spart neben der Miete für das Außenlager auch jede Menge wertvolle Zeit beim Ein- und Auslagern der Räder in der ohnehin stressigen Reifenwechselsaison. „Platz kann man nie genug haben“, resümiert Häcker. Das Reifenlager stoße schon jetzt wieder an die Kapazitätsgrenze. Und auch die kürzeren Produktzyklen und die wachsende Vielfalt an Fahrzeugtypen ließen das Sortiment an Teilen stetig wachsen. Wohl auch deswegen plant er schon die Anschaffung zweier neuer Liftregale – diesmal allerdings für die größeren Ersatzteile.

 

Den gesamten Artikel können Sie sich hier herunterladen: